Asphalt, Sand und Schotter – Portugal per Rad

Der portugiesiche EuroVelo (EV) 1, der im Norden an der spanischen Grenze beginnt, die Atlantikküste herunterführt und dann die Algarve entlang bis in den Südosten läuft. Erst Ende Mai 2024 ist in Figuiera da Foz der Abschnitt bis zur spanischen Grenze im Norden eröffnet worden. Deshalb werden es nun vielleicht ein paar mehr Reiseradler sein, die nicht nur den portugiesischen Camino de Santiago bis Porto fahren, sondern auch die Alternativroute nehmen, die über Valença nach Porto und dann immer die Küste herunter geht.

Sand, Dünen, schnurgerade Wege, soweit das Auge reicht.

Flamingos im Nebel
Industriehafen Figueira da Foz
Figueira da Foz: unsere Fähre fährt grad ein

In der Hafenstadt Figuera da Foz nehmen wir die Fähre. Auf der 1421 Meter langen, einzigen Brücke über den Fluss Mondego ist Baustelle und der Verkehr wird einspurig geführt. Das Abenteuer sparen wir uns.

Nazaré: statt BOOKING.COM gibt es noch immer die persönliche Zimmervermietung
Kathedrale in Nazaré: Publikumsmagnet

Die Abwechselung macht’s: Felsige Küste, weite Strände. Nach drei Tagen machen wir uns auf ins Landesinnere auf verkehrsarme Nationalstrassen, beschliessen Lissabon zu umfahren. Auf uns warten geschichtsträchtige Städte, Dörfer, Wein- und Gemüsefelder und wilde Landschaften. Eukalyptuswälder werden nach Süden durch Korkeichen abgelöst.

Korkeichen werden bis zu 170 Jahre alt und werden alle 9 Jahre geschält. Jeder zweite Weinkorken kommt aus Portugal.

Ab und zu geht es auf Sand- und Schotterpisten. Dank fehlender Schilder fordern Sackgassen manchmal lange Rückwege. Es gibt wenig Verbots- und Gebotsschilder. Fehlt die Fahrbahnmarkierung, fährt man nicht unbedingt gefährlich. Auch die GPS Routenplanung zeigt uns Wege nicht immer optimal an. Mal endet der Weg im Nichts, mal gibt es eine tiefe Sandpiste. Das ist unser Radabenteuer Portugal. Wir werden belohnt mit Fotomotiven an der Strecke. Es geht durch das dünn besiedelte Alentejo.

Typische Dorfdurchfahrt. Selten zeigt sich ein Bewohner auf der Strasse.
Rio Major: Saline aus dem 11. Jahrhundert
Alcobaca: Zisterzienserkloster der Heiligen Maria
Störche bauen ihre Nester auf geschichtsträchtige Bauten
Die Markthalle in Santerem ist heute, am Sonntag, geschlossen.
Tomatenernte. Kein Wunder, dass sie manchmal die Konsistenz von Äpfeln haben, was dieses Gemüse so aushalten muss.

Bahntrassenradweg – surfen auf schottrigem bis sandigem Trail von ungefähr 30 Kilometern. Vorbei an der Teppichstadt Arraiolos bis nach Evora. Das macht Spass und erinnert uns an das Gegenstück in Bosnien, im Osten Europas.

Evora, Hauptstadt des Alentejo. 2027 wird sie Kulturhauptstadt Europas.

Aquädukt in Evora
Evora’s Universität

Evora hat 2000 Jahre Geschichte: einen römischen Tempel, das Aquädukt und eine Universität aus dem 15. Jahrhunder. Die Uni ist nach Schliessung im 19. Jahrhundert in den 1970er Jahren wiedereröffnet worden. Wir besuchen sie während Professoren und 8000 Studenten in den Vorlesungen, der Bibliothek und der Mensa sitzen. Jahrhunderte Alt und Jung auf einem Platz.

Die legendäre Studentenkneipe Barue, deren Altersschnitt wir mit unserem Besuch schamlos erhöhen.
Pastelaria Violeta

Der Besuch einer Pastelaria ist fast ein Muss bei unseren Stadtbesuchen. Der Kuchen schmeckt so gut wie selbst gebacken. Gegessen oder probiert wird direkt an der Theke.

Evora: Schüler fahren Ami, hier geparkt vor einem Schulgelände

Die Kathedrale Sé ist vor allem ein herrlicher Mirador. Von ihrem Dach aus kann man auf die Dächer der Stadt sehen.

Auf dem Dach der Kathedrale Sé

Unsere Routenplanung bringt uns nach Alcazer do Sal. Wie der Name verrät wird hier Salz gewonnen. Der Ort liegt in einem Delta mit Verbindung zum Atlantik. Nach 80 Kilometern Fahrt durch die Steppe wird es plötzlich grün. Im gesamten Flusstal wird Reis angebaut. Gewachsen im Salzwasser, von der Sonne erhitzt, und das Fertiggericht kann direkt eingetütet werden.

Reisanbau in Alcazer do Sal
Alcazer do Sal, hübsche Stadt am Mündungsdelta des Sado

Unterwegs treffen wir einen Brasilianer, der das Land beradelt, in dem seine Muttersprache gesprochen wird. Er fährt mit einem ‚antiken‘ Trek-Rad und einer mit Bleistift in grossen Buchstaben geschriebenen Etappenliste, die lediglich noch die Entfernungskilometer jeder Etappe gelistet hat. Im Gegensatz zu uns hat er den immensen Vorteil, dass er die Menschen auf der Strasse nach dem Weg fragen kann. Vielleicht treffen wir ihn in Faro wieder. Wir lernen zwei Luxemburger kennen und ein deutsches Paar, dass seine Heimat seit drei Jahren in Lagos hat.

In den letzten zehn Tagen haben wir erlebt, dass Portugal mehr ist, als Lissabon, Porto und Algarve. Auch wenn die Strassenschilder es manchmal anders suggerieren.

Wir nähern uns der Atlantikküste und dem Wanderweg Rota Vicentina. Auswärtige Touristen finden sie auch unter dem Begriff Fishermen’s Trail. Philipp und Angie waren im Frühjahr hier. Gespannt sind wir, wie es uns gefällt. Es ist die atlantische Westküste, die Küste des Alentejo. Sie ist länger als die Algarve, wie uns die Dame in der Evora TouriInfo stolz gesagt hat. Es sieht so aus, als geht unsere Reise zu Ende. Der Urlaub fängt an.

3 Kommentare

  1. Hallo ihr Urlauber. Wie werden nun die Beine hochgelegt? Es fällt schwer sich euch mit automatisch drehendem Sonnenschirm, in einem legehennenartigen Strandliegenghetto vorzustellen. Liebe Grüsse Jörg

  2. Schönen guten Abend nach Portugal,
    Hallo Rolf und Astrid,

    Hier ist es derzeit recht frisch zwischen durch – Wärmflaschenzeit.
    Hoffentlich habt ihr es noch schön kuschelig!?

    Die fliegenden Tomaten haben mir besonders gut gefallen. Die Flamingos aber auch. Und die Kirchenfassaden.

    Irgendwie hört es sich ganz tröstlich an, wenn GPS und Co nicht immer und überall funktionieren. Wenn man nicht gerade ziemlich fertig auf dem Fahrrad sitzt und gern das Zelt aufbauen möchte.

    Aber sonst scheint Portugal euch ja zuzusagen. Wie schön!

    Ich wünsche euch noch tolle Tage und Wochen und Monate.
    Liebe Grüße von Petra

  3. Erinnert an die 80er..
    Die Ortsnamen eingebrannt, ins noch junge Hirn.
    ..und wenn ich mich richtig erinnere, heissen die blau-weiß Fliesen Azulejos..!? Richtig?
    Grüße

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