Radsporthelden

Wir erreichen das französische Jura ein weiteres Mal über die grüne Grenze. Wir sind im Chiller Modus und bleiben erstmal drei Tage in Pontarlier.

Wir treiben uns in der Stadt rum,
… essen lecker Churros
und batteln uns bei Brettspielen Reversi und Carcasonne.

Die nächste Etappe durch’s hohe Jura scheint vielversprechend, immer wellig auf 1000 Meter Höhe und am Ende eine rasante Abfahrt. Scharfer Gegenwind lässt die Genussfahrt aber eher in Kampf umschlagen.

Die passierten Orte wirken wie vom Aussterben bedroht. Viele baufällige Häuser mit und ohne „à vendre“ Schild; Bäckereien und Läden gibt’s eh‘ keine mehr. Ebensowenig Kinder, Schulen, … Manch‘ verblasste Schilder und verfallene Skilifte weisen auf längst vergangene Zeiten als beliebte Wintersportgegend hin.

In Chaud-des-Pres gibt es in der ehemaligen Schule immerhin einen kleinen Laden mit Café und für uns Milchkaffee mit Teilchen.

Unser Ziel für heute ist die einzige Stadt im Umkreis, Saint-Claude. Einen einladenen Eindruck macht auch die nicht. Der Supermarkt ist halb ausgeräumt – seltsame Stimmung in der Stadt.

Saint Claude

Der Camping Le Martinet Onlycamp ist schön und Ausgangspunkt für den „Col de Magnard“, den wir am folgenden Tag erklimmen.

Wir erreichen das Department „L’Ain“ und sofort wird alles ansehlicher. Die Orte präsentieren sich mit guter Infrastruktur. Das Wetter wird besser, das Licht heller.

Seyssel an der Rhone

Auf dem weiteren Weg zum Lac du Bourget steht eine Bergkette – Col de Chat – im Weg. Aber die netten Heinzelmännchen haben einen nagelneuen 1,5 Kilometer langen Fahrradtunnel durch den Berg gegraben. Einen Col weniger zu meistern. Danke!

Angefangen in Pontalier, weiter in Saint Claude, in Culoz, am Fuss des Grand Columbier und in Chambéry: Überall weisen Schilder auf die Tour de France und bevorstehende Strassensperrungen aufgrund der einzelnen Etappen. Wir sind angepiekst und werden wieder einmal an der Tour de France als bewunderne Fans teilnehmen und die Radsporthelden zu suchen und zu finden. Der strategisch gut gelegene Camping ‚Lac de Carouge‘ gibt uns Quartier und wir reisen zur 18. Etappe an den Fuss des „Col de la Madeleine“.

Unter dem Beifall der zahlreichen Zuschauer an der Strecke klettern wir den Col de la Madeleine hinauf, bis uns (und alle anderen Radler) nach zehn Kilometern ein freundlicher Gendarm bittet, ab nun zu Fuss zu gehen. Dazu haben wir keine Lust und verbleiben an Ort und Stelle. Es ist ein perfekter Platz, um die Strecke einzusehen, die sich hier in Serpentinen hochschlängelt … und die Werbekarawane auszunehmen. So viel Zeug haben wir noch nie abgegriffen. Dann kommen die Sportler.

Roggi, der grosse Radsportheld, führt die Spitzengruppe an

Aufallend ist, dass die Rennradler, meist noch sehr jung, im Fernsehen so frisch aussehen, und hier vor Ort und live ganz schön alt und gezeichnet wirken. Profi-Radsport ist wohl doch kein Zuckerschlecken. Der Col de la Madeleine ist der zweite Hors Catégorie (HC)-Pass dieser Etappe. Anschliessend folgt noch der Col de la Loze, stramme 26 Kilometer bergauf.

Nach der Abfahrt vom Col schauen wir den spannenden Rest der Etappe im Public Viewing an
Maximilian Schachmann hat noch Zeit für Autogramme vor dem Start

Abends auf dem Campingplatz sitzen wir neben unserem Zelt auf dem Boden. Unsere netten Nachbarn, rundherum holländische Familien, bringen uns Stühle. Dann kommt ein Tisch mit Lampe und es gibt zwei eiskalte Bier aus dem angemieteten Kühlschrank von nebenan. Unsere Handies können wir auch laden. Dankeschön, dass ihr uns in eure Kommunity aufgenommen habt. Eine solche Gastfreundschaft bleibt uns in Erinnerung.

Wir fallen selig in den Schlaft. Astrid liegt heute das erste Mal auf der neuen Matte, herrlich weich, nach zwei Monaten auf der alten ohne Luft 🙂

2 Kommentare

  1. Welch merkwürdige Stimmung auf Euerm Weg durch einige 0rte im Jura…Zum Glück habt Ihr ja dann bald eine Gegend erreicht, die auch im übertragenen Sinn „helleres Licht“ hatte…
    Den Heinzelmännchen sei Dank, daß Ihr so angenehm durch den Berg radeln konntet.
    Die Werbekampagne an der Strecke der Radsporthelden scheint für Euch recht erfolgreich gewesen zu sein…
    Was greift man denn alles ab? Sicher Süsses, Müsliriegel, vllt.Bananen oder auch Getränke?
    So klasse, daß Ihr immer wieder gastfreundliche Gemeinschaft auf Campingplätzen erleben könnt.
    Ich bewundere Dich, lb.Astrid, daß Du so lange ohne weiche Unterlage überhaupt in den Schlaf finden konntest..Erholsam war es sicher nicht…
    Weiterhin viel Freude beim Radeln und viele unvergessliche Erlebnisse! Lb.Grüße, Helga

  2. Vielleicht ist der wahre Held der zwei Monate auf einer Matte ohne Luft schläft 🤔…?
    Auch hier wird Stunde um Stunde die Tour an Fernseher verfolgt, aber die wirklichen Eindrücke kann man dann wohl doch nicht einfangen.
    Genießt die Zeit, den wohlig weichen Schlaf und bleibt gesund 🙋‍♀️

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