Ritt auf dem Eisernen Vorhang

Direkt am Donau-Ufer gegenüber von Bratislava verlaufen die Eurovelos (EV) 6 und 13. Welchen nehmen? Der EV 6 ist der Donauradweg Richtung Atlantik. Das ist uns zu gemächlich und in Tagesetappenentfernung gleich die nächste Hauptstadt Wien – ein bisschen zu viel Grossstadt. Wir entscheiden uns für den spannender klingenden EV 13, der auf der Grenze des ehemaligen Eisernen Vorhangs (Iron Curtain Trail) verläuft. Der Eiserne Vorhang trennte zwischen 1947 und 1990 in Europa die demokratischen Länder von den kommunistischen. Im Westen Niederösterreich, im Osten Ungarn. Seit langem die erste Flachetappe bei spätsommerlichen, heissen Temperaturen.

Es ist Zonenrandgebiet. In Österreich trinken wir einen Cappuccino mit Schlagobers (!) zu ungewohntem Preis von €3.90.

Nach hundert Kilometern und zahlreichen Grenzwechseln, deren Anzeige uns etwas widersinnig erscheint, radeln wir auf einen der wenigen Campingplätze. Unser Zelt ist das einzige. Ansonsten Wohnmobile und Wohnwagen, meist schon etwas in die Jahre gekommen. Genauso, wie ihre Besitzer. Das Thermalbad, für das man eigentlich bezahlt, hat noch zwei Stunden auf, und so legen wir uns zu den Gästen ins warme Wasser und ruhen unsere müden Glieder aus.

Entspannung im Camping-Thermalbad auf ungarischer Seite. Hier geht man mit Bademantel an den Beckenrand.

Die Älteren erinnern sich vielleicht an den schönen Film “Ich denke oft an Piroschka” (1955 – mit Liselotte Pulver und Gustav Knuth). Er spielt an einem Bahnhof in der ungarischen Puszta.

Es könnte dieser Bahnhof gewesen sein. Im Film hiess die Station “Hódmezővásárhelykutasipuszta”.
Ungarisches Grenzstädtchen
Eine von vielen Grenzüberschreitungen
Rätsel: Um welchen Typ Panzer handelt es sich ? (Denkmal am autofreien österreichisch-ungarischem Grenzübergang))

West-Ungarn macht einen besseren Eindruck als vier Jahre zuvor Ost-Ungarn. Zumindest den Vergleich mit diesem Teil von Niederösterreich, welches öd und verlassen wirkt, sowie dem sich anschliessenden Burgenland, muss Ungarn nicht scheuen.

Nach einem netten Gartencamping mit raschelnden Igeln und röhrendem Hirsch finden wir am Sonntag sogar einen offenen Supermarkt, vor dem wir direkt an der Picknickbank frühstücken können.

Kaum haben wir die ungarisch-slovenische Grenze passiert, lassen wir den EV13 im Osten liegen und fahren nach Maribor an der Drau. Marburg’s Partnerstadt ist schön und der Campingplatz kurz vor der Skischanze hat alles, was sich Radler, Camper, Wohnmobilfahrer wünschen, und das zu jeder Jahreszeit.

Camping in Maribor
Maribor Stadtrundgang

Nach zwei Übernachtungen und Begegnungen mit anderen Reiseradlern und Campern radeln wir Richtung Westen ab. Über Celje fahren wir auf glatt geteerten Wegen an Apfel- und Weinbauern vorbei. Die Erntezeit steht bevor. Hopfen wird geerntet und abgefahren. Wie im Frühjahr der Tee an der Schwarzmeerküste der Türkei.

Spass bei der Hopfenernte

Alpenvorland in Slovenien, der Schweiz des ehemaligen Jugoslawiens (in mehrfacher Hinsicht :D). Rechts die Karawanken und links von uns das Triglavgebirge und die Julischen Alpen. Tagsüber ist alles sehr, sehr diesig. Gegen Abend haben wir bessere Sicht und eine tolle Kulisse auf dem Edelcamping in Vransko, mit Sternenhimmel und -schnuppen.

Edelcamping in Vransko, u.a. beliebt bei Kletterern
Einer der wenigen Passbilder der Saison 2023, was weniger an unserem Ehrgeiz liegt, als an fehlenden Passschildern
Rätsel: Wofür wird dieses ‚Turngerät‘ benutzt ?

Bled ist blöd

Der nächste Tag führt uns nach Bled. Der See mit Burg und Kirche auf der Insel zieht haufenweise Touristen an. Mit ihnen einher geht auch der volle Touri-Kommerz, sowie die vielen Regulierungen – Baden im See oder eben den Fuss reinhalten gibt 200€ Strafe, Radfahren verboten.

Getoppt wird das Ganze noch von unserem “River Camping Bled” für stolze 42€, wobei wir keine Radlerinfrastruktur vorfinden. Was nützt uns die goldene Kloschüssel, wenn wir noch nicht mal trocken sitzen können? Unser Vorschlag für den ‘goldenen Windbeutel’. Es ist Regen angesagt und so machen wir uns direkt den nächsten Tag davon.

Kurz vor Kranjska Gora nach einer herrlichen Fahrt auf dem D2 Radweg die Save bergauf, mit grandiosem Blick auf den Spik (2473m) und seinen Geschwistern in den Julischen Alpen, steht unser Campingplatz.

Camping Spik
Naturgewalten, Unwetter August 2023
Die Sava hat klares, türkises Wasser, wie die Soca, die hinter den Bergen im nächsten Tal fliesst

Zum Glück tritt die Wettervorhersage nicht ein. Wir machen eine Bergwanderung in die Julischen Alpen und radeln den nächsten Tag in den Weltcup und Weltmeisterschaftsaustragungsort Kranjska Gora/Planica – Skifliegen.

Das war’s mit den slawischen Ländern. Zum Abschluss gibt’s ein “Laško”.

3 Kommentare

  1. Salut miteinander, das „schweizerische“ Land eignet sich hervorragend zum Gleitschirmfliegen- ein Paradies. Falls ihr noch Zeit habt unbedingt ein Abstecher nach Bohinji machen. Beste Grüsse Günther & Familie

  2. Den Typ des Panzers wissen wir nicht, aber das „Turngerät“ auf der Wiese ist zum Trocknen von Heu.
    Wir haben gestern und heute im Fernsehen Berichte von Slowenien und der Slowakei gesehen, die Länder sind schön, so wie es eure Bilder auch zeigen.

    Viele Grüße
    Heidi und Henner

  3. Hallöchen ihr zwei,

    Das zweite ist ein Ameisenhaufenherstellungshilfsgerüst und das erste ein doofes Totschieß- und Zerstörungs instrument.

    Das türkise Wasser hingegen ist unglaublich schön.
    Und das Foto des Sees in Blöd ist allerdings sehr hübsch.

    Etwas Geographie Fortbildung war wie immer auch dabei.

    Hier bei uns wird es langsam kalt in der Nacht. Euch wünsche ich immer eine dicke Schicht Daunen um euch herum.

    Liebe Grüße von Petra

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