Der Via Francigena geht von Canterbury bis nach Rom und demnächst weiter bis nach Jerusalem.
Wir treffen zuerst Matt aus Nordirland und Jessica auf unserem Tagesausflug nach San Gimiano. Sie sind aus Canterbury und auf dem Rückweg von Rom und fahren auf dem Cyclovia Francigena. Diesen Pilgerweg kann man zu Fuss, mit dem Fahrrad und mit dem Auto bereisen. Zumindest in der Toskana und weiter bis nach Rom sehen wir viele Pilger, auch wenn wir nur teilweise auf dem Weg oder seinen Nebenwegen fahren.
Hanna und Oliver aus Bern wandern den Via Francigena von Siena bis Rom. Wir treffen sie an einem der heute spärlichen Wasserstellen. Wir haben 80km auf dem Tacho, sie 18km. Wir haben noch 30km vor uns, sie 8km. Unsere Fahrräder wiegen 40g, ihre Rucksäcke 20kg. Unter der glühenden Mittagshitze schwitzen wir alle. Guter Dinge sind alle vier. Und nach Rom wollen auch alle vier. Morgen werden sie auch am See sein, wir aber wahrscheinlich schon in Rom.
Bevor wir auf den Via Francigena stossen, starten wir in Bologna die Überquerung des Appenin nach Pistoia – 110km, 1400hm, Passhöhe 996m. Unterwegs haben wir den begeisterten Italiener Massimo auf dem Marktplatz der Stadt Faenza, kurz vor Imola, getroffen. Begeistert und mit Händen und Füssen versucht er mit seinem wenigen Englisch uns von seiner Reisefahrradleidenschaft zu erzählen, weiss er auch, dass wir den Pass, wie von uns geplant, von Norden nach Süden leichter nehmen können als umgekehrt.
Nach den Alpen (xmal) und dem Atlas (Marokko, 2018) meistern wir nun den Appenin. Passhöhe: 996m. Warum fangen eigentlich so viele Gebirge mit ‚A‘ an ?
Jetzt geht es nur noch runter. In Pistoia haben wir ein Zimmer gebucht. Es ist eine gute Alternative zu der grossen Stadt Florenz.
Von hier aus suchen wir unseren nächsten Aufenthalt. Es wird wieder eine harte Etappe. Am Tagesende hoch auf dem Berg kommen wir auf Stefano’s Agritourismo Campingplatz Al Pini an. Es sieht aus wie eine Baustelle. Was ist der Unterschied zwischen einem freakigen Platz und einem spiessigen Platz ? Naja. Dieser ist weder noch. Wir sind uns einig. Trotz der fortgeschrittenen Zeit, es ist 17.30 Uhr, entscheiden wir uns nochmal 10 Kilometer und 300 Höhenmeter zu fahren, um einen anderen Platz zu finden.
Es lohnt sich. Auf letzter Rille kommen wir kurz vor 19.00 Uhr an. Diesjähriges Motto: Nimm die Herausforderung an, und das Paradies heisst dich willkommen. Camping Panoramic del Chianti ist ein wunderschöner, terassierter Platz mit Blick über die Hügel der Toskana. Die neue Leitung möbelt den Platz auf und freut sich über alle Gäste. Der nette Mensch bei dem wir einchecken, schenkt uns sein einziges privates kaltes Bier, weil die Bar noch nicht geöffnet hat. Erholung finden wir hier und die haben wir wirklich nötig.
An einem der Ruhetage besuchen wir San Gimignano. Aber solche Touristen-Hotspots geben uns nicht viel. Es sieht alles hübsch aus, aber das abendliche Treiben in „unserer“ Stadt Certaldo, mit den Familien und spielenden Kindern, gefällt uns besser.
Aus einem Tag werden drei schöne Tage und auch dann fällt uns der Abschied noch schwer. Und da ist es wieder, dieses seltsame Gefühl, das wir auf unserer ersten langen Reise erfuhren: Herzlich werden wir willkommen geheissen, fühlen uns gleich wie zu Hause. Häufig, oft nach nur einer Nacht verabschieden wir uns wieder von so vertrauten Menschen und sind ein bisschen wehmütig.
Guten Morgen Rolf und Astrid,
Verrückt, dass sich diese Vertrautheit nach so kurzer Zeit einstellt, und wunderbar.
Gab es „Stempelstellen“ auf dem Pilgerweg?
Mit meiner Freundin Daggi sprach ich gestern darüber, dass oft nicht die Touristenhotspots das Gefühl von (Natur -) Glück bieten, sondern häufig ganz andere Orte, wie Alleen, Bäume, Ausblicke, Details, Begegnungen…
Und schon wieder : Herrlich, eure Berichte und Bilder zu sehen.
Liebe Grüße von Petra