Auf der Alp da gibts koa Sund

… dafür achtzehn Kühe, dreizehn Gusti, sechs Kälber, sechs Schweine, vier Hühner und das Älplerpaar Angie und Philipp. Neben dem Alltag, der morgens um halb sechs mit dem Eintreiben der Kühe in den Stall zum Melken beginnt, bis zum Abend, an dem gegen acht die Käselaibe des Tages nochmal gewendet werden, gibt es täglich neue Herausforderungen. Mal klauen die Schweine die Eier aus dem Hühnerstall. Dann lässt die Kuh Aurora die Aggressionen an ihrer Stallnachbarin Flora aus und verliert dabei ihr einziges Horn. Ein anderes Mal haben die Gusti keine Lust in den Stall zu gehen. Der Kompressor geht nicht an, sodass der Käse nicht gepresst werden kann. Die Milch im Kessel kommt nicht auf die gewünschte Temperatur, weil das Holz zu nass ist und schlecht brennt. Eine Kuh blutet aus der Zitze. Die Schweine haben sich einen Sonnenbrand hinter den Ohren geholt. Die Käsekultur riecht nach Hefe.

Pocahontas, die schokoladenbraune Kuh
Gusties sind die Teenies, die noch nicht gekalbt haben
Die Schweine-Gang ist immer gemeinsam unterwegs. Mehr Freiheit geht nicht.
Rentenhühner legen nur noch manchmal Eier
Die Herstellung von Berner Alpkäse AOP erfolgt am Vormittag.
Herstellungsdatum wird aufgetragen und das Chargenprotokoll erstellt. Regelmässig kontrolliert die Schweizer Milchbehörde.
Lagerung mit täglicher Käsepflege

Zehn Tage schauen wir uns das spannende, herausfordernde Leben auf der Alp an und freuen uns über das Älplerpaar, die mutig ihre Verantwortung annehmen, Lösungen für die unerwarteten Ereignisse finden und bei der harten Arbeit singen.
(Mehr Einsicht gibt es von den Älplern selber.)

Angie und Philipp
Zeit für eine Pause, Philipp’s Kollegin Manuela aus dem Jahr 2023 ist zu Besuch
Beim Zaunflicken und Plackenziehen darf Rolf helfen

Wärmstens empfehlen können wir eine bestens ausgeschilderte Bergwanderung auf die Hoschüpfe (1666m), wo es einen tollen Aussichtspunkt mit 240 Grad Rundumblick gibt.

Auf der Hochschüpfe
Blick auf den Thuner See mit der Alp „Obere Bruchgeere“

Zwei Dachse, eine Gemse, Geier um ein totes Schaf und eine unglaublich schöne Flora – Purpur-Enzian, Rittersporn und weisse Orchideen – haben wir im Diemtigtal erlebt.

Dutzende Gänsegeier besuchen das tote Schaf

Irgendwo ist immer Frühling.

Nachtrag zum letzten Bericht
Wir sitzen am Campingplatz Andermatt spät vor der längst geschlossenen Rezeption auf einem Sofa. Die meisten Gäste schlafen schon. Da kommt eine junge Frau auf einem Rennrad und leichtem Gepäck gefahren und fragt uns, ob wir die Rezeption sind. Sind wir nicht, aber wir können gut helfen.

„Die Eltern“ von Otto Dix (1924)

Hinterher denken wir, sie hat bestimmt gedacht, wir sitzen hier wie die Eltern von Otto Dix (falls sie das Gemälde in der Schule durchgenommen hat).

3 Kommentare

  1. Guten Abend Rolf und Astrid,

    Das hört sich nach großen Herausforderungen an. In sagenhafter Umgebung.
    Vorfreude ist wirklich auch eine schöne Freude.

    Viel Vergnügen beim Weiterradeln. (Einige Leute sind bass erstaunt, dass man die Alpen auch von rechts nach links überqueren kann).
    : )
    Petra

  2. Liebe Astrid, lieber Rolf,
    die zwei Älpler haben viel Arbeit, wenn man bedenkt, wieviele Tiere sie versorgen müssen und dann noch jeden Tag einen Käse herstellen. Das konntet ihr jetzt 10 Tage miterleben.
    Wir sind gespannt, wohin euch eure Tour weiter hinführt.

    Viele Grüße und gute Fahrt
    Heidi und Henner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert