‘Wir kamen bis ans End der Welt

… an einen Bretterzaun, und schlugen auf das Grossfahrtzelt an einem Lorbeerbaum.’ Dieses Lied aus der Mundorgel passt gut zu uns. Auf dem Eurovelo 10 (EV10), der einmal um die Ostseeküste geht, radeln wir dank Topi’s Radfahrkarte bis nahezu an die Grenze zu Russland. Von West nach Ost, soweit, bis es nicht mehr geht. Den Abschied von Helsinki verschmerzen wir – wir kommen ja noch einmal wieder – und schon erfreut uns wieder die Natur. Zwei Hirsche sprinten auf dem Feld neben uns. Wir passieren Porvoo, die zweitälteste Stadt Finnland’s. Sie zeigt sich pitoresk, touristisch herausgeputzt.

Porvoo

Loviisa, unser nächstes Ziel, ist ein nettes mittelalterliches Städchen an der Ostsee, ein bisschen so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ein einladender Badeplatz und wir sind auf einem der schönsten Campingplätze Finnlands, liebevoll hergerichtet und betrieben.

Loviisa: die Strassen, nicht asphaltiert oder mit Kopfsteinpflaster, wie vor einigen hundert Jahren
Loviisa: ehemals die öffentliche Sauna und das Wasserhäuschen
Camping Loviisa, einer unserer Lieblingsplätze
Camping Loviisa

Diese mittelalterlichen Städte im Süden Finnlands sind anders als das deutsche Heidelberg, Tübingen und Marburg. Die Finnen urlauben hier. Es gibt Platz für alle. Das Wetter ist fantastisch. Wir essen selbstgebackenen Rhabarberkuchen in einem Gartencafé. Rhabarber gibt es bis in den September hinein. Die Johannisbeeren sind nahezu erntereif.

Wie gut, dass wir in Helsinki nicht gleich Richtung Süden nach Tallinn auf die Fähre gegangen sind. Unsere Neugierde auf dieses Land, seine Menschen und wie es im Osten weiter geht, ist gross. Lappland haben wir wegen der Mücken verworfen, dafür den Nationalpark Valkmusa entdeckt, das kleine Lappland im Süden Finnlands.

Nationalpark Valkmusa
‘Lappland’ (Nationalpark Valkmusa)
Mit dem Kanu paddeln wir bei Strömfors durch Finnland’s ‘Amazonas’

In Kotka, der 50.000 Einwohnerstadt, ist vier Tage Seefest, 200.000 Menschen, Ausnahmezustand…. im dünnbesiedelten Finnland. Bei der Einfahrt bekommen wir einen Energiedrink gereicht. Den können wir bei 30 Grad im Schatten gut vertragen. Wir schlagen unser Zelt im National Urban Park auf. Dort gibt es fliessend Wasser und einen besonders schönen Frühstücksplatz.

Der Segelhafen von Kotka
Kotka’s Veranstaltungszentrum
Wildcampen in Kotka’s Stadtpark. Heute muss es ohne warme Dusche gehen. Die Inseln in der Ferne könnten schon zu Russland gehören.
Der Frühstückstisch besteht aus unterschiedlichen Granitplatten, die aus den Schären geschnitten sind.

Einst hat Kotka als vorgelagerte Festung St. Petersburg beschützt. Jetzt ist Kotka hier die letzte grosse Stadt vor der Grenze. Ironie des Schicksals ist, dass der EV 13 ‘Iron curtain Trail (Eiserner Vorhang)’ hier auf den EV 10 stößt. Den sind wir letztes Jahr von Breslau bis nach Slovenien rein gefahren. Seit zwei Jahren ist der Eiserne Vorhang hier wieder Realität – 1340 Kilometer entlang der Grenze zu Russland. Sowohl die Europastrasse als auch der Radweg gesperrt. Die Personenzüge von St. Petersburg und Moskau sind eingestellt. Der Weg nach St. Petersburg verschlossen. Traurig! ‘Da sahen wir Columbus stehen, am Zaun am Ende der Welt. Der riet uns wieder heim zu gehn, trotz Kochgeschirr und Zelt’. Es geht zurück nach Helsinki. Einmal noch in Loviisa halt gemacht. Es ist Saunatag! Ein würdiger Abschluss. Die Reise Richtung Finnland’s Osten und unser Skandinavien-Abenteuer geht zu Ende.

Mit der Fähre geht es von Helsinki nach Tallinn in Estland

5 Kommentare

  1. Eile mit Weile – alles richtig gemacht und ich freue mich auf die nächste Episode. Beste Grüsse aus Budapest Fam Baumgartner

  2. Hallöchen ihr zwei,

    Oh, diesen Blog habe ich vor lauter eigenem Urlaub und sofort wieder arbeiten total übersehen.

    Also Finnland stand bisher nicht auf meiner Liste der angestrebten Urlaubsziele. Ich glaube, dass sich das verändert.

    Offenbar ist es für Camping Reisende ziemlich klasse.
    Viel Vergnügen bei der Weiterreise oder bei der zweiten Reise.

    Liebe Grüße von Petra

  3. Die Sprache in Finnland ist abenteuerlich, so wie das ganze Land, aber Ihr liebt ja das Abenteuer. Ich war 4 oder 5 mal in Finnland, immer im Winter, aber die Sauna an einem zugefrorenen See war immer Klasse.Waren die Mücken auch da?

    Ihr habt ja jetzt den Norden erlebt, mich hat immer fasziniert das diese Länder von uns aus relativ gleich sind, sind sie aber nicht. Das ist sicherlich in der Geschichte begründet

    Also dann wir verfolgen Euch weiter und haben auf eine Flusskreuzfahrt erfahren, Rad fahren mag schön sein, aber 2 mal am Tag ein 4 Gänge Menü ist auch ganz nett.

    Macht weiter und immer wieder die Neugier auf den nächsten Fluss, Hügel oder vereinzelte Höfe.

    Liebe Grüße und die Eisdiele in Ockershausen ist noch lange offen.

    Christel und Fred

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert