Von der Isère radeln wir an die Rhône und übernachten in Beaurepaire auf einem tollem, lässigem Campingplatz, Schwimmbad und vielen Radlern. Beeindruckend, wieviele radelnde Familien mit richtig kleinen Kindern und Zelt unterwegs sind.



Nach Überquerung der Rhône geht es auf Serpentinen langsam hoch ins Zentralmassiv. Ganz neue Landschaften tun sich auf. Ziel für heute ist Bourg-Argental im Deptartment Loire. Da der Campingplatz d’Astree ‚angeblich‘ voll ist, werden wir kreativ und mieten auf dem Campingplatz stattdessen eine Cabin für 25€. Klappt, und das bei bestem Wetter und sternenklaren Himmel, den wir in der Nacht durch’s Dachfenster geniessen.


Es ist August. Traditionell sind die ersten drei Wochen des August die Zeit, in der die meisten Franzosen Urlaub machen. Die Orte sind wie ausgestorben, auf den Campingplätzen fast ausschließlich Franzosen. Wir testen die abseits des Touristenstroms gelegenen Municipals bzw. interkommunalen Campingplätze.

Es geht durch’s Haute-Loire, durch die Schluchten der Loire und hinauf auf den ersten Col.


In Raucoules startet der höchste Zug Frankreichs, eine Schmalspurbahn, heute als Tourismusbahn mit Dampf und Diesel.

Die nächste Sehenswürdigkeit findet sich in Le Puy-en-Velay: Saint Michel, UNESCO-Welterbe. Der ganze Ort ist sehr pitoresk. Bei gerade mal 16.000 Einwohnern gibt es viele schöne Häuser, Hotels für Weitwanderer, Cafés und Brasserien für Naturliebhaber.


Weiter geht die Hatz. An der nächsten Bergkuppe Fix Saint Geneys ist weniger Ort als eine tolle Versorgungsstation mit lokalen, hausgemachten Spezialitäten der Auvergne. Hier stärken wir uns erstmal mit Käse, Sandwich, Kuchen und kaufen schon mal für’s Abendessen ein.




Auzon, unser Ziel mit Campingplatz erweist sich als Nullnummer: der ehemalige Campingplatz ist zu einem Camperstellplatz ohne Personal umfunktioniert und für Zelte und Wohnwagen verboten. Bei schwülheissem Wetter trinken wir erstmal das gerade gekaufte kalte Bier und kämpfen uns weitere zwanzig Kilometer auf den Campingplatz nach Brioude. Um kurz vor 19.00 Uhr und Rezeptionsschluss checken wir ein und ergattern den Not-Zeltplatz, weil wir wie Notzelter aussehen :-(. Das Baguette ‚Le Tradition‘ am nächsten Morgen ist das Beste der diesjährigen Saison.
In Massiac nutzen wir die letzte Auftankmöglichkeit – Benzin für den Kocher und Energiedrinks für unseren Körper – bevor wir in das wenig besiedelte Herz des Zentralmassivs eintauchen. ‚Hier gibt es mehr Blumenwiesen als Menschen‘. Heute folgt ein Pass nach dem anderen. Vielleicht anders als Alpenpässe, aber mega herausfordernd allemal. Der Gegenwind raubt die letzten Kräfte. Am Ende scheint jeder Ameisenknochen unüberwindlich.


Nach weiteren 100 Kilometern und 1600 Höhenmetern schreit der Körper nach einem Ruhetag. Le Claux, in der Auvergne, inmitten Europa’s größter Vulkanlandschaft (2700qkm2) 6 Einwohner/qkm, der Puy Mary (1783müNN) erhebt sich am Ende des Tals, checken wir auf dem schönen Camping Municipal ein. Das Läuten der Kuh- und Ziegenglocken klingelt uns in den Schlaf. Tagsüber scheinen die Kirchturmglocken des mit wenigen Seelen bewohnten Ortes mit diesen in Konkurrenz zu treten.

Die Kühe, Ziegen, Hühner, Gänse, Pferd mit Fohlen, ein fettes Schwein, Hund und Katze ko-existieren. Am Wegesrand Disteln und andere Blumen, geräuschvoll samenspuckender Ginster und Schmetterlinge.



Ganz schön idyllisch. Zum Ausruhen. Wir bleiben noch einen Tag. Die kleine Epicerie des Ortes versorgt uns. Mit wilden, tiefroten Johannisbeeren, gewachsen in der Sommersonne auf 1200 Metern, decken wir unseren Vitamin C Bedarf bis wir Bauchschmerzen bekommen.
Es folgt die Königsetappe: gut 500 Höhenmeter kontinuierlicher Anstieg über den Col de Serre bis zum Col de Pas de Peyrol. Dieser liegt am Fuss des PuyMary. ein richtiger Radfahrerpass.


Nun geht es 30 Kilometer bergab. Und für die uns entgegenkommenden Radler bergauf – die meisten sehen sehr mitgenommen aus. Wir radeln durch pitoreske Dörfer und Landschaften.

Kurz vor Aurillac endet die tolle Gegend der Auvergne. Ab jetzt geht es bei sengender Sonne, 37 Grad im Schatten, durch leicht weilliges Gelände. Später werden wird uns Wald ein wenig kühlen Schatten bieten.

Unser Geheimtipp ist die Gegend um Puy Mary und die Monts du Cantal für alle unsere Frankreich-LiebhaberInnen, in Darmstadt, Alp Bruchgeere, Osterfeld, Rubigen und Wenkbach! Es würde euch hier bestimmt gefallen. Und für alle Radler, die mal was anderes als EuroVelos fahren wollen, sei der Rhone-Loire Radweg mit Einstieg über eine alte Eisenbahnbrücke empfohlen. Größtenteils Bahnradweg – aber mit ordentlich Höhenmetern. Hier der GPX-Track zum runterladen: https://rapl-kiste.de/gpxviewer/Rhone_Loire_Radweg.gpx
Unsere Reiseroute ist auch aktualisiert. Wenn man auf die Karte klickt, kann man in die Details reinzoomen. https://rapl-kiste.de/wp/maps/
Ihr Lieben,
Schön, dass Ihr bei uns ward- wir haben in der letzten Woche noch häufig an die schöne Zeit mit Euch gedacht! Nun sind wir schon auf dem Rückweg.
Ihr habt noch einiges vor im Zentralmassiv bei Eurer Tour de France! Habt weiterhin eine gute Reise, auch wenn die Hitze erdrückend sein muss! Seid herzlich gedrückt von den Altfelds