So schnell können wir gar nicht gucken: rein in den Hafen von Cannakkale, Tickets in der Hand, auf die Fähre über die Dardanellen und schon haben wir Kleinasien hinter uns gelassen.

Zwei Stunden später sind wir wieder da, wo wir herkommen, in Cannakkale, im asiatischen Teil der Türkei. Dieser macht 97 Prozent aus. Wir bleiben noch eine Nacht.



Mit unserem Michael-Müller-Reiseführer ‚Türkische Mittelmeerküste‘, der Auflage aus dem Jahre 2006, sind wir fast drei Wochen die zerklüftete Küste mit dem bergigen Hinterland abgeradelt, gut 1200 Kilometer. Jetzt fährt das Buch mit einem holländischen Camper die Strecke wieder zurück. Wir freuen uns, dass es unser Gepäck entlastet und nochmals Verwendung findet. Es enthält super Kartenausschnitte und hat noch immer viel Aktualität.
Im Anschluss an die lykische Küste, dem mächtigen Taurusgebirge, an der zerklüfteten Küste mit Sonnenhungrigen aus vielen Ländern Europas und Asiens, radeln wir jetzt entlang der Ägäis. Hier finden wir wunderschöne Landschaften, wilde Blumen, die es zu Hause nur in der Gärtnerei gibt und eine tolle Vogelwelt; TürkInnen, LandwirtInnen, HirtInnen, Männer in Teestuben, Frauen in Teestuben, tobende Kinder auf Schulhöfen in Kleinstädten, pubertierende Jugendliche, die gerne Selfies von sich machen und noch immer weitgehend leere Campingplätze, Familien auf Picknickplätzen, leckere Bäckereien, unzählige Döner- und Börekläden.




In einem einsamen Bergdorf machen wir Rast. Wir sitzen mit Cola vor dem Markt (rechts). Der Besitzer freut sich über uns Besucher und schenkt uns noch Schokolade.



Wir sehen Megastädte, wie Antalya und Izmir, die ständig weiter wachsen, mit modernen Einkaufs- und Kulturzentren, Touristenkonglomerate mit allem, was der Erholungssuchende erwartet, und ländliche Gebiete, kleine Dörfer, die wirken, wie aus vergangener Zeit.




Antike Städte wie Ephesus, Pergamon passieren wir. Assos und das Troja-Museum besuchen wir und lassen es auf uns wirken, nachdem die Tagesgäste abgereist sind.



Radfahrer sind im türkischen Verkehr eher unbekannte Objekte. Trotzdem gehen die Auto- und LKW Fahrer rücksichtsvoll mit uns um. Abgesehen von der Durchfahrt durch Izmir gab es niemals brenzlige Situationen. Die großen Strassen sind schön geteert und haben einen breiten Standstreifen, auf dem es sich super radeln lässt. Die kleinen Strassen haben meist groben Asphalt und es gibt häufig Kopfsteinpflaster. Schotter- und Feldwege nehmen wir auch. Es ist mehr als einmal hoppelig und mit Schlaglöchern wird nicht gegeizt – dafür fährt man einsam. Wir wechseln gerne ab. Wird die Strasse zu schlecht, fahren wir wieder ein Stück Fernstrasse. Autobahnen sind für uns Radler tabu.
Auf einem dieser Feldwege ruft Simon solange aus dem Off ‚Where are you going?‘ ‚Where are you from?‘ ‚Are you lost?‘ ‚Do you need help?‘ ‚Have you time for a drink?‘, bis wir kehrt machen und seine Einladung auf ein Getränk annehmen. Wir stiefeln durch’s Gebüsch und Feld hoch zu seinem Haus, indem er mit Yasmine und den Zwillingen lebt.

Das türkisch-neuseeländische Paar hat sich in der Nähe von Ezirim Land gekauft, ein kleines Haus gebaut, baut Getreide und Gemüse an und freut sich, wenn jemand auf dem ungeteerten Weg entlang kommt, um ihn dann zu einem Schnack einzuladen. Die Mädels sind ganz aufgeregt andere Menschen als ihre Eltern zu sehen.

Mit Radieschen, dicken Bohnen und Salat, frisch gepflückt aus seinem Garten im Gepäck setzen wir guter Dinge unsere Reise fort nach Troja.



Die Maulbeeren sind im Süden schon reif. An der lykischen Küste gibt es dazu Granatäpfelplantagen, die Apfelsinen- und Zitronenbäume blühen und duften betörend. Manchmal hängen noch die Früchte des Vorjahres am Baum.

Statt in der Dönerbude haben wir das Mittag- oder Abendessen im Lokantasi entdeckt. Dort gibt es lecker Gekochtes. Wir können uns alles direkt in der Theke aussuchen. Rolf nimmt am Liebsten eine der Suppen, z. B. Linsen. Astrid hat in Eceabat ein leckeres Mussaka gewählt. Wenn wir nicht irgendwo abseits campen, frühstücken wir gerne im mamülleri. Da gibt es leckere Teilchen, herzhaft und süss, Simit, manchmal auch Ei und Orangensaft. Das schmeckt klasse, wird mit Liebe serviert und kann, wenn vorhanden, nicht vom Frühstück am Zelt getoppt werden. Unsere Saisongetränke sind Tee und Ayran. So haben wir in den ersten drei Wochen häufiger auswärts gegessen als am Zelt. Die mehr als günstigen Preise machen es möglich.
Hoşgeldiniz, Merhaba, Günaydın (=Willkommen, =Hallo, =Guten Morgen)
Die Gastfreundschaft, die Hilfsbereitschaft, die Wertschätzung, Offenheit und Toleranz der türkischen Menschen ist grenzenlos. Meist in unseren bunten Fahrradklamotten und kurzen Hosen und Röcken sind wir doch leicht als Fremde erkennbar. Nie haben wir eine Wertung bekommen. Immer wurden wir freundlich und mit einem Lachen auf dem Gesicht willkommen geheißen. Es sind die Menschen in den Märkten, Lokalen, Unterkünften und an der Strasse. Es sind die, die an der Bushaltestelle warten, auf dem Motorrad oder Moped vorbei fahren oder einem im Auto oder Krankenwagen entgegen kommen. Sie winken, hupen oder rufen einem etwas Freundliches zu. Ob Verkehrspolizei oder Jandarmerie, auch sie heissen uns in ihrem Land willkommen und verabschieden sich mitunter mit Handschlag, nicht ohne nach dem Namen und Alter gefragt zu haben.
1001 Nacht im Osmanischen Reich mit ihren so lieben Menschen – wir sind wehmütig und sicher, dass wir es vermissen werden

Hallo Ihr Lieben,
erstmal danke für Eure immer wieder spannende Berichte.
Euer gesuchter Vogel ist ein „Spornkibitz“. Jörg ist von der Vogelwelt, die Ihr zeigt begeistert.
Weiterhin gute Fahrt und haltet uns auf dem Laufenden. Hätten Euch gerne zu meinem 60.ten dabei. Wir treffen uns dafür in Renesse, im Oktober, mit einigen meiner „Weggefährten“ .
LG Sabine