Noch nie waren wir den Bären so nah

Zurück in die Berge, zurück in die Natur. Hinter Krakau ändern sich Landschaft, Architektur und Menschen. Es ist das Südpolen, dass wir letztes Jahr vergeblich suchten. Unsere Karte von Südpolen hatten wir entsorgt, da wir nicht dachten nochmal herzukommen. Das Gebiet heisst Malopolski – Kleinpolen. Die Landschaft erinnert ans Allgäu, das Voralpenland, die Vorpyrenäen. Es ist eher wellig und sanft, statt rau. Grossartige Ausblicke.

Letzer Campingplatz in Polen, hat alles, was wir als Radler schätzen und einen Gastgeber, der abends das Lagerfeuer für seine Gäste anzündet

Wir fahren den VeloDunajec bis hinein in den grenzüberschreitenden Nationalpark Pieninski und schwupps über die Beskiden, östlich der Tatra, und schon sind wir wieder in der Slowakei, unserem Urlaubsland 2023. Lennart und Adrian, Ihr seid unserem Tipp gefolgt und habt Teile erwandert. Durch Spisska Bela nach Kezmarok radeln wir, buchen mangels Campingplatz schnell ein Zimmer. Der erste Supermarkt hat gerade die Türen geschlossen, als wir um 18 Uhr einkaufen wollen. An diese Öffnungszeiten müssen wir uns erst wieder gewöhnen. In der Stadt bekommen wir noch einen Burger und gebackenen Käse im Paloma. Wir sputen uns, denn die Bedienung macht um 21.00 Uhr Feierabend, obwohl der Abend so lau ist.

Grüne Grenze im Nationalpark Pieninski. Ab jetzt wieder Euro statt Zloty
Mit dem Fahrrad, zu Fuss, der Kutsche oder dem Floss durch die Schlucht

Die nächste Etappe ist hart, härter, als wir das bei der morgendlichen Planung gedacht hatten: Hundert Kilometer und zwei Huppel. Nach einem ausgiebigen Frühstück am Radweg mit Plausch mit Vorbeiwandernden, die uns unbedingt in das sechs Kilometer entfernte Thermalbad schicken wollen, radeln wir auf bestem Asphalt durch herrlich hügelige Landschaft im morgendlichen Sonnenschein. Es geht immer parallel zum ‚Slowakischen Paradies‘, noch einer der zahlreichen Nationalparks in der Slowakei. An einer Bushaltestelle halten wir, da uns der Verkehr doch zu heftig ist. Hin und her und her und hin. Da ist sie die Alternativroute. Richtung ‚Paradies‘. Es geht über zwei, drei Dörfer. Wir passieren zwei Birell-Bars und im letzten Dorf wollen wir uns dann versorgen. Durst! Vergeblich. Also verlassen wir so die Straße und es geht auf grobem Schotter weiter. Bald steil bergan, bald steigen wir ab, 17%, wir schieben die schweren Räder und ein Ende ist nicht abzusehen, während uns die Suppe am Körper runterläuft. Noch ein paar tiefe Pfützen, die wir weit umschiffen müssen. Irgendwann ist es dann doch geschafft und wir auch. Zurück in der Zivilisation.

Nach den Strapazen würden wir gern Meister Petz oder wenigstens einen Luchs sehen
Cycling Region, das ist wirklich kein Spass

Wir sind ziemlich fertig, haben aber noch so einiges vor uns. Weiter geht es nun auf glattem Asphalt. Etliche Höhenmeter warten auf uns. Dann der tollen Ausblicke und der Kirche am Strassenrand kurbeln wir die Serpentinen hoch, so wie bei unseren Alpenüberquerungen.

Es ist gut, wenn man weiss, dass man auf einem tollen Campingplatz ankommen wird. Morgen nationaler Feiertag, wie wir bei unserer Ankunft am Camping Sokol erfahren. Die Geschäfte haben schon zu. So leben wir von Äpfeln, Pflaumen und dem, was das Gartenparadies sonst noch so hergibt.

Camping Sokol, ein Paradies von dem holländischen Paar Jana und Herry geführt

Impressionen aus der heimlichen polnischen Hauptstadt Krakau:

Papst Johannes Paul II war hier Bischof
Trinkwasser an der Weichsel: Rolf füllt die Flasche auf
Markthalle – Krakauer Magnet muss mit
Fussgängerbrücke von Podgorze über die Weichsel
Frisch geduscht – frisch gezapft
Kazimierz
Judenviertel Kazimierz mit sechs Synagogen

Wir haben zwei Tage zentrumsnah in Podgorze gewohnt und uns in Krakau die Füsse platt gelaufen. Der Market Square erinnert uns sehr an den Markusplatz in Venedig. Hier gibt es die Weichsel statt Gondeln durch Kanäle in der Stadt.

Stippvisite in Kosice, zweitgrösste Stadt im Osten der Slowakei, die wir am 29. August, dem slowakischen Feiertag besuchen:

Fünf Jahre ist es her, seit wir hier durchgefahren sind
Hier halten wir auf der Fahrt nach Kosice und auch auf der Rückfahrt. Die Lebensmittelläden haben ja heute geschlossen.

Roma in der Slowakei
Am eindrücklichsten bleiben neben der herrlichen Natur die Roma-Siedlungen, durch die wir fahren, in denen wir einkaufen und in deren Nähe wir kampieren. Etwa 10% der Bevölkerung in der Slowakei sind Roma und ein großer Teil „lebt“ in heruntergekommenen Siedlungen oder Slums. Die Situation ist erschütternd und beschäftigt uns sehr. Wir haben keine Fotos gemacht; wer möchte, kann diesen MDR Bericht ansehen: https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/slowakei-roma-slums-120.html

Jetzt noch silberne Glitzergrüsse nach Oldenburg! Wir feiern von hier aus mit.

4 Kommentare

  1. Hallo Rolf und Astrid,

    Der Beitrag über die Roma ist wirklich unglaublich traurig. Offenbar gibt es wenig gute Projekte und ganz viel Hoffnungslosigkeit. Bitter.

    Um so deutlicher empfindet man dann das Privileg des eigenen selbstbestimmten Lebens mit den vielen Möglichkeiten der Selbstverwirklichung.

    Südpolen und Krakau sind offenbar ein schönes Reiseziel.
    Das Foto der Dame auf der Brücke mag ich sehr.

    Zuviele Äpfel – und davon gab es ja reichlich – sind auch nicht so toll für den hungrigen Magen…

    Viel Vergnügen bei der Weiterreise und ich wünsche euch stets ein schönes Abendbrot beim Ankommen.
    Petra

  2. Christel und Fred K.

    Das habt Ihr davon, da waren wir schon und da sind wir vor 5 Jahren durchgefahren und sieht wie der Allgäu aus. Europa ist zu klein für Euch geworden, die weite Welt ruft, unser Vorschlag: USA von Küste zu Küste, aber Vorsicht , auch dort sieht es manchmal wie im Allgäu aus, aber nur sehr manchmal. So fahren wir mit Euch erst einmal durch Osteuropa und leiden mit Euch, HUNGERN mit Euch und freuen uns mit Euch. Weiter so.

    Lieb Grüße aus dem heißen Marburg.

  3. Wir grüßen zurück: ein wundervolles Wochenende liegt hinter uns! Es war so schön alle begrüßen zu dürfen: die Jungs und Sara haben gebacken und wir haben den Kuchen gemeinsam weggearbeitet! Trotzdem ihr habt gefehlt und wir waren in Gedanken bei euch! Wir haben gemeinsam getanzt, gefeiert und gelacht!
    Vielen Dank für das Buch.

  4. Hallo Ihr Zwei,
    Ihr versorgt uns mit tollen,spannenden und informativen Berichten.Danke dafür. Eure Energie bewundere ich.Tauschen möchte ich aber nicht. So ein Durchhaltevermögen und eine Lust an dieser Art zu reisen habe ich einfach nicht. Dennoch genieße ich Eure Aufnahmen und in meiner Vorstellung auch die Natur-und Städteeindrücke.
    In einem Jahr geht Jörg auch in Rente und wir möchten auch noch die Welt bereisen, jedoch mit einem motorisierten Fortbewegungsmittel. Sicherlich seid Ihr aber mit Eurer Art zu reisen näher an den Menschenund erlebt alles natürlich unmittelbar.
    Ich ann Euch noch als Neuigkeit berichten, dass Annalena schwanger ist und wir im nächsten Jahr Großeltern werden. So lange ist das doch gar nicht her, dass unsere Kinder noch auf dem Boden herumrobbten und wir uns in kleiner Runde trafen.
    Also Euch wünsche ich weiterhin Energie für Eure Touren und freue mich über neue Berichte.

    LG Sabine und Jörg

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