Fünf Freunde in fünf Tagen in Finnland

Unseren freien Tag auf den Åland Inseln radeln wir mehr als hundert Kilometer von Insel zu Insel durch den schönen Schärengarten. Der Hauptstadtbesuch Mariehamn ist ein Muss.

Anschließend sind wir enttäuscht. Die Stadt ist nicht anders als andere Städte mit 11.000 Einwohnern: eine Bibliothek, eine Fußgängerzone. Es ist Samstagabend und die meisten Geschäfte haben zu.

Am nächsten Morgen ist Inselhopping angesagt. Radeln, Warten auf die Fähre, Fährfahrt, Radeln, Warten auf das Schiff, Schifffahrt. Ziel nach 10 Stunden ist das finnische Festland. Wir sind ganz schön aufgeregt. Ein neues, unbekanntes Land. Mit uns einige Reiseradler. Ein paar haben wir schon auf dem Campingplatz gesehen. Wir versuchen die Nationalität zu erraten. Eigentlich gibt es nur Schweden, Deutsche oder Finnen und Zugezogene. Je weiter wir nach Finnland kommen nur noch Finnen.

Wir treffen Topi aus Espoo, der uns spontan zu sich in sein Sommerhaus auf halber Strecke einlädt. Und zwei Frauen aus Helsinki, wovon die eine seit drei Jahren den Winter in Lappland verbringt. Wir lernen so viel, bekommen Tipps und tauschen uns über die unterschiedlichen Gepflogenheiten aus. Sehr kurzweilig, sehr spannend. Die letzte Fährfahrt vergeht wie im Flug.

Am Supermarkt treffen wir noch ein Paar aus Estland, die nun in Finnland wohnen. Sie sind ausgehungert, da es Sonntags auf Åland kaum Einkaufsmöglichkeiten gibt. Wir auch. Bevor sie ihr Radelwochenende beenden, bekommen wir noch ein paar Tipps für unsere Weiterreise. Da es schon sechs Uhr ist, entscheiden wir uns für den nächstgelegenen Campingplatz. Goldgriff! Die Sauna ist noch eine halbe Stunde auf, sagt man uns an der Rezeption. Schnell stellen wir das Zelt auf und hasten in die Sauna. Blick auf den See. Klasse Start! Wir waren vor dreissig Jahren das letzte Mal in der Sauna. Morgen früh um acht gehen wir wieder.
Abends wird die Rezeption zur Kneipe, Fußball-TV und ein Bier. Rolf lernt ein paar Saunakumpels kennen und nach ein paar Stunden auf dem Campingplatz kennen uns alle: die Cyclisten.
Morgens geht es nach Turku, die ehemalige Hauptstadt Finnlands.

Stadtnahe Übernachtung bei Mervi und Christoph im Garten mit Sommerküche.

In der Touristeninfo bekommen wir Info, Tipps und Kartenmaterial für unseren kompletten Finnlandaufenthalt.

Turku: Softeis auf dem zentralen Marktplatz
Paavo Nurmi ‚the flying finn‘ ist ein Kind der Stadt Turku.

Wir laufen am Hafenbecken entlang. Alles wird für die ‚Tall Ship Races 2024‘ aufgebaut, die übermorgen beginnen. So ist es nicht so voll und wir können alles in Ruhe ansehen.

Turku: Kunst am Kai
Turku Schloss

Abends, voll von vielen schönen Eindrücken, kehren wir in Mervi’s Paradies zurück und berichten. Am nächsten Morgen begleitet diese uns noch 10 Kilometer, damit wir auch den richtigen Weg finden.

In Skandinavien ist ewiger Frühling, zumindest solange wir da sind. Die Blumen blühen, das Gras ist frisch grün.
Es gibt Walderdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren und Pfifferlinge im Überfluss. Auf den Feldern Erdbeeren, später Mohrrüben, Erbsen, Gurken, Kohl, viele Sorten Getreide, Süsskirschen und Äpfel. Die Tageslichtdauer im Sommer macht’s, sagen die Einheimischen.

Der Raps blüht. Während in Norwegen die Erdbeer-Ernte längst vorbei ist, geht’s hier erst richtig los.

Es geht nach Südwesten. Wir suchen unsere Fähreinladung, Topi und sein Sommerhaus, irgendwo im Nirgendwo.

Kaffeepause

Dank guter Beschreibung und GPS finden wir Topi und seine Frau Pia problemlos. Die Sauna ist schon angeheizt. Topi fährt noch schnell mit dem Boot ans Ufer gegenüber, zwölf Minuten. Er hat eine Verabredung und kommt einer geborgten Handtasche für seine Tochter zurück.

Mit dem Fahrrad oder Auto hätte es dreimal solange gedauert. Die Menschen hier im finnischen Schärenarchipel sind Weltmeister in der Logistik. Es gibt eine Führung durch das Gästehaus und anschließend Gegrilltes im Haupthaus.

Unser Gästehaus. Pia und Topi wohnen weiter hinten im Haupthaus

Wir sind sprachlos, reden aber trotzdem sehr viel. Es ist ein unterhaltsamer Abend. Nach gemeinsamem Frühstück verabschieden wir uns von unseren Freunden und reisen weiter mit Topi’s Radkarte des Südwesten Finnlands und finnischem Brot in den Packtaschen.

Glückliche Finnen teilen das Glück mit uns.

Über Mathilda, einer der vielen Tipps, radeln wir den EuroVelo 10 – ‚Ostseeküstenradweg‘ entlang, hier gibt es nur noch Finnen.

Sommertheater in Mathilda

Peppe überholt uns mit dem Auto und lädt uns über das Seitenfenster zum Kaffee in seinem Haus einen Kilometer weiter ein. Was für ein lustiger Geselle! In einer Stunde erzählt er soviel Anekdoten aus seinem Leben, dass wir noch lange an ihn denken werden.

Kaffeepause bei Peppe

Unser Wildcamping kurz vor Helsinki ist gleich die nächste Überrraschung. Begleitet von einigem Wild erreichen wir unser heutiges Ziel abends um neun.

Der Grillplatz mit Toilette und fliessendem Wasser ist noch besetzt von einer Gruppe Menschen mit Wurzeln in der Türkei. Bevor sie gehen, bekommen wir noch den selbstgemachten Marmorkuchen und ungefähr 1.5 Kilogramm Erdnüsse, Walnüsse, Cashews, damit wir genug Kraft zum Radeln haben. Türkische Gastfreundschaft, wie wir sie letztes Jahr erlebt haben. Wir campieren hier und brutzeln ein sehr spätes Abendessen.

Tortellini von vorgestern und Wildschweinwurst

Ein Traumstart in Finnland.

3 Kommentare

  1. Hallo Ihr beiden,
    wieder so schöne Fotos und so ein interessanter Bericht! Wie schön, dass Ihr uns an Eurer Reise teilhaben lasst. Ich freue mich auf jeden neuen Bericht und bekomme jedes Mal Lust, mein Rad zu nehmen und auch einfach wieder loszuradeln…
    Liebe Grüße, allzeit gute Fahrt, bleibt gesund und passt gut auf Euch auf,
    Elke

  2. Hallo ihr Beiden,
    Finnland stand auch mal auf unserer Reiseplanung, wurde aber abgesagt wegen zu geringer Beteiligung. Das haben wir sehr bedauert und jetzt sehen wir bei euren Fotos und dem Bericht, was wir alles versäumt haben. Schade, aber dafür verfolgen wir euch auf eurer Radtour. Die Finnen sind ja sehr gastfreundlich oder ihr trefft immer nur freundliche Finnen.

    Viel Vergnügen weiterhin und viele Grüße
    Henner und Heidi

  3. Guten Abend Rolf und Astrid,

    Was für eine abwechslungsreiche Reise ihr macht. Wenn es nicht zwischendurch mal etwas langweilig oder öde wäre, würden die Besonderheiten wohl weniger stark wirken, denke ich.
    Die Menschen scheinen um euch herum nun aber doch wieder viel zugewandter zu sein, als in Norwegen – gut so. Und weiterhin viel Spaß beim Kennenlernen.

    Gute Nacht wünscht Petra

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