… auf armenisch. Danke, dass wir das schöne Land Armenien bereisen konnten. ‚Danke‘ ist das einzige Wort, was wir auf armenisch gelernt haben. Haben wir es angewendet, hat es immer ein Lächeln auf das Gesicht des Empfängers gezaubert, und ein ‚Bitte sehr‘ aus dem Mund, was wir jedoch nicht mehr verstanden haben. Armenien ist lässig, findet Rolf. Und mehr als einmal danach finden wir, dass das wirklich eine passende Beschreibung für dieses Land und seine Menschen ist. Es braucht nicht viele Regeln, keine Ver- und Gebotsschilder, den Knigge, wie man sich zu verhalten hat. Es funktioniert einfach ohne all das. Nach knapp zwei Wochen sind wir beide ganz schön wehmütig dieses Land jetzt zu verlassen.
Aber zunächst noch das Finale unserer Armenien-Reise: Wildzelten am Arpi See auf 2025m Höhe. In unbeschreiblich schöner, unberührter Natur, die Weite und Einsamkeit und das alles hochalpin und im blühenden Frühling.
Wir treffen Ilias aus Algerien. Der ist auch lässig, ist Reisender, kommt gerade aus Quatar, fliegt in vier Tagen nach Srilanka oder bucht noch um, und findet Asien superschön. Vorher läuft er noch ein bischen am See entlang.
Wir kommen aus Gyumri, die mit 172.000 Einwohnern nach Yerevan zweitgrösste Stadt Armeniens, 172.000 Einwohner. Sehr lebendig und lebenswert … und ein Kettenkarussel aus Sowjetzeiten mit viel Speed.
Armenien’s Sitten und Gebräuche, Ökopunkte und einiges mehr
Kein Konsum schafft keinen Müll. So gibt es wirklich wenig Müll. Gläser und Plastikflaschen werden für die verschiedensten Flüssigkeiten immer wieder verwendet: Wein, Wodka, Milch, Motoröl usw. Oft kann man sie sogar in den Supermärkten kaufen. Gläser für Honig hatten vorher auch eine andere Bestimmung, die man an den noch vorhandenen Etiketten ablesen kann, wieder verwendet.
Eier gibt es unverpackt. Nudeln, Linsen, Bohnen usw. ebenso.
Selbst die Plastiktüten setzt man sich bei Regen ganz uneitel schnell auf den Kopf, um die Frisur zu schützen.
Statt Staubsauger, Laubbläser oder gar Kärcher gibt es hier nur den ein Meter langen (Hexen-)Besen mit ein paar Buchsbaumzweigen unten dran gebunden. Das Motto ist, dass man erst gar keinen Schmutz verursacht. Man zieht sich immer die Schuhe aus, wenn man ein Haus betritt. In jedem Gasthaus ist das so.
Fußgängerüberwege gibt es wenig. Unterführungen sind nicht Radler oder Rollstuhl gerecht. Dafür hilft ein netter junger Mann ungefragt und schleppt das schwere Reiserad die Stufen runter und wieder rauf.
Armenien ist stolz auf sein Alphabet und die dazugehörige Sprache. Das Museum für alte Schriften in Yerevan ist unter den Top Ten der Sehenswürdigkeiten. Wenn es Übersetzungen gibt dann erstmal in kyrillischem Alphabet und russischer Sprache. Sehr beeindruckend, was nach 40 Jahren von Astrid’s Schulrussisch alles noch da ist, an Vokablen, Konjugationen, Zahlen, heute und morgen. Wir schaffen es so sogar etwas von den Menschen zu erfahren und von uns zu erzählen. Es ist herrlich zu sehen, wie die Verständigung in lokaler Sprache die Herzen der Menschen öffnet und ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Lawash, das Brot der Armenier, bis zu einen Meter grosse Lappen, die man in 50er Packs kaufen kann. Darin wickelt man alles mögliche Essbare ein und isst es dann, wie Shawarma. Mohnbrötchen sind bei Rolf Geschichte. Er weiss eh nicht mehr, wie sie aussehen und frisches Brot und Brötchen sind hier Zufall und vor 9 Uhr nie zu haben.
Armenien war mal bekannt für seine Kaffeetradition. Jedoch hat auch hier der Fortschritt Einzug gehalten. Kaffeebars gibt es keine – dafür an jeder Ecke Automaten.
Autos werden so lange genutzt, bis es wirklich nicht mehr geht. Eine Vielzahl stammt aus der ehemaligen Sowjetzeit, Lada, Wolga und Wartburg, das heisst sie haben ihre 35 Jahre schon auf dem Buckel. Das Auto unseres Vermieters, der uns freundlicherweise zum Geldautomaten fährt, lässt sich nicht mehr abschliessen. Gurt geht nicht. Das Beifahrerfenster steht halb auf – unpraktisch, weil es gerade einen Wolkenbruch gab -und lässt sich auch nicht bewegen, Kurbel abgeschraubt. Der Sitz ist nass – ich solle mich weiter nach innen setzen. Aber das Auto fährt. Selbst die Scheibenwischer bewegen sich, wenn auch nur widerwillig. Beim Schalten klingt das Getriebe wie ein Netz voller Murmeln (dieser Satz ist einem Buch von Arno Frank entlehnt). Den Motor lässt man besser laufen. Man weiss ja nie, ob das Auto mal wieder anspringt. Eine Tür ist immer offen, entweder die Fahrertür, die Kofferraumtür oder die Motorklappe. Was immer funktioniert ist die Hupe, mit der wir so häufig gegrüßt werden.
Die Kehrseite ist, dass sehr viel Aufwand in den Erhalt der Autos gesteckt wird. Es gibt eine unglaubliche Menge an Werkstätten, Reifenläden, Ölverkäufern, Abschleppwagen und natürlich Tankstellen und Waschanlagen (für die Autos, die eine Wäsche überleben). Jedes zweite Auto an der Tankstelle hat die Motorhaube auf – irgendwas wird kontrolliert, nachgefüllt oder festgeschraubt.
Hippe Oldtimer, Autos, die fahren und die man noch reparieren kann, sind für uns gerade keine Option. Wir sind glücklich auf unseren Reiserädern, vogelfrei, unabhängig, kommen leicht mit Land und Leuten in Kontakt. Die Menschen winken, hupen, belächeln uns, und einmal wurden wir auch gesegnet. Irgendwie sind wir doch Ausserirdische 🙂
… und fühlten uns sehr willkommen hier. Danke !
Liebe Astrid, lieber Rolf,
wieder so ein interessanter und unterhaltsamer Reisebericht – vielen Dank dafür :-). Es macht immer wieder Freude, auf diese Weise ein bisschen mit Euch zu reisen und etwas über Land und Leute zu lernen. Weiterhin alles Gute und viele schöne Erlebnisse und Begegnungen,
Elke
Und nochmal hallo in umgekehrter Reihenfolge,
Ich habe heute erst den Blog vom armenischen Dankeschön gesehen.
Was für eine wunderbare Natur…
Die Auto Kultur ist aber auch sehr interessant und der Umgang mit Verpackungen vorbildlich.
Liebe Grüße von Petra