Eine anstrengende Etappe führt uns von unserem Campingplatz in Getap Richtung Ararat. Wir fahren auf der Schnellstrasse, Highway oder Autobahn. Die Strasse führt in den Iran, 990 Kilometer bis Teheran. Wir fahren in die andere Richtung. Hier quält sich auch der Schwerverkehr von Yerevan Richtung Iran und umgekehrt. Es geht auf und ab. Die Bremsen der anderen Verkehrsteilnehmer kann man nicht immer einschätzen oder entgegenkommende Überholende nehmen keine Rücksicht auf uns – dann weichen wir in den Schotter neben der Strasse aus. Mit der Zeit wird es Routine.
Endlich sehen wir ihn: den Ararat – der Berg an dem die Arche Noah strandete.
Es handelt sich bei dem Bild nicht um eine Fotomontage. Im Vordergrund ein Stadtviertel von Yerevan. Der Ararat steht auf türkischer Seite, die gleichnamige Region und Stadt Ararat in Armenien.
Yerevan heisst auch die pinke Stadt wegen der zahlreichen Tuffsteinbauten aus der Sowjetzeit und der vielen jungen Menschen. Grosse breite Boulevards bilden die Verkehrsachsen und damit die Grundform der Stadt, die so zu Zeiten der Sowjetunion aufgebaut wurde. Bis dahin war Yerevan eine Kleinstadt. Es ist eine der ältesten Städte der Welt. Aus der islamischen Vergangenheit besteht nur noch die Blaue Moschee.
Trotz 1.3 Millionen Menschen wirkt die Stadt sehr unaufgeregt. Es wird wenig Hektik verbreitet. Die Stadt ist voll von Menschen, besonders rund um den Platz der Republik, in den Parks davor, mit toll beleuchteten Wasserspielen und dazu feine Musik. Die Parkbänke sind bevölkert. 1000nde Studenten zahlreicher Fakultäten, 100erte von Polizisten, die eher chillen, als Autorität zu demonstrieren. Sie regeln den Verkehr trotz Ampeln oder helfen beim Reifenwechsel auf den grossen Kreuzungen. Die Menschen geniessen den Frühling in der auf 1000m Höhe gelegenen Stadt. (West-)Europäer gibt es eher keine.
Wir fahren mit der Metro und anschliessend mit der superschnellen Rolltreppe aus 70 Meter Tiefe.
Wir besuchen die Kaskaden, die man auch mit der Rolltreppe abfahren kann und dabei Designer Möbel und andere Kunst bestaunen kann.
Yerevan hat viele Theater. Auf unserer Stadterkundung haben wir das Jugendtheater, ein Zimmertheater, die Oper, das dramaturgische Theater, das Moskauer Kinotheater und ein Puppentheater entdeckt.
Wir haben Glück und sind am Internationalen Museumstag, den 20. Mai, in Yerevan. Alle 40 Museen sind kostenlos und haben bis in die Nacht geöffnet. In der Hauptstadt gibt es alles, was ein Land und die kleine Republik Armenien so braucht. Es ist eine wunderbare laue Nacht. Wir besuchen die Nationalgalerie mit ihren Sonderausstellungen, die Ararat-Brandyfabrik, lassen uns von der Stimmung einnehmen und geniessen die warme Luft.
Falls ihr mal hierher kommt, versäumt nicht den Besuch des Art Space Cafés mit angeschlossener Kunstgalerie. Es ist unser ultimativer Tipp unter den mehr als 500 Outdoor Cafés in Yerevan. Es gibt armenischen Kaffee und umwerfend leckere Brownies.
Wir laufen uns zwei volle Tage die Füsse platt und wohnen drei Nächte Marita’s Hotel. Die Empfehlung kommt von Mario aus Leipzig, den wir in Dilijan getroffen haben. Kurzfristig heisst, wir buchen das Zimmer und kommen 20 Minuten später um die Ecke gefahren. Marita empfängt uns herzlich mit Kaffee, Pralinen und getrockneten Früchten auf ihrer Hollywoodschaukel, auf der wir die nächsten drei Tage noch öfter gemeinsam sitzen werden. Unsere eigentliche Reservierung ist geplatzt, zum Glück, denn dieses hier ist ein Glücksgriff, eine ruhige Oase mitten in der Millionenstadt Yerewan.
Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Und da ist es wieder, dieses Gefühl. Von der ersten Minute an hat man sich so willkommen gefühlt, wird herzlich aufgenommen, und fährt nach kurzer Zeit wieder ab in dem Wissen, dass man sich vermutlich nicht mehr wieder sieht.
Unsere Etappe führt uns heute raus aus Yerevan, Richtung Gyumri, zweitgrösste Stadt im Nordwesten Armeniens. Es ist sehr dunstig und diesig, wüstenhaft. Wir fahren an der Südflanke des Aragatz entlang, der immerhin auch über 4000 m hoch ist. Seine schneebedeckten Gipfel können wir nur schemenhaft erahnen. Nach 75 Kilometern haben wir unser Ziel erreicht, ein Gasthaus, mitten im Nichts. Anna und ihre Mutter kümmern sich um uns, die wir die einzigen Gäste sind. Es gibt Kaffee, Tee, frisches Wasser, Pralinen, Trockenfrüchte. Nach einer herrlichen Dusche ruhen wir erstmal in der Hängematte und nachher auf dem Balkon.
Ein guter Tag, ein guter Ort, nach den vielen Eindrücken von Yerevan.
Ihr Lieben,
Was für ein beeindruckender, herzerwärmender Bericht Eurer Etappe. Ihr habt mir ein Bild von Armenien gemalt, wie ich es mir bestimmt nicht vorgestellt hätte. Danke für Eure total informativen Schilderungen und dass Ihr mir die Welt in mein Wohnzimmer bringt.
LG Sabine
Hallo ihr Lieben,
was ihr Zwei alles so seht und erlebt in Armenien, das ist schon erstaunlich. Es muss ein schönes Land mit vielen liebenswerten Menschen sein und eine wunderschöne Natur dazu. Der schneebedeckte Ararat sieht sehr imposant aus.
Moderne Kunst hätten wir auch nicht erwartet, eher orientalische. Besonders gefällt mir der lustige blaue Vogel mit der Kugel im Schnabel.
Liebe Grüße
Heidi und Henner