Begegnungen der besonderen Art

Den Regentag in Sighnagi haben wir genutzt, um uns nach unserem Abflug zu melden. Wir bloggen wieder und werden belohnt mit vielen Kommentaren von Euch. Das freut uns so, dass wir uns vorgenommen haben, wann immer es geht, Samstags das Neueste von unserer Reise zu berichten.

Heute gibt es erstmal einen Nachtrag von unseren Eindrücken in Signaghi.

Zum Glück nur ein Wassertank
Eine alte Frau hat die Kirche extra aufgeschlossen.
Maya – unsere Gastgeberin in Sighnagi

Tags drauf wollen wir doch in den so angepriesenen wunderschönen tierreichen Nationalpark Vashlowani fahren. Wir haben schon alles für das Wildzelten eingekauft. Im Visitor’s Center in Dedoplistskaro, fünfzig Kilometer vor dem Parkeingang, wollen wir uns registrieren lassen, einschiesslich des Boarder Permits, der es uns erlaubt in Grenznähe zu Azerbaijan herum zu fahren und zu laufen, durch herrliche Landschaften, einem Vogelartenreichtum ähnlich wie in Botswana oder Namibia. Zu gefährlich für uns Radfahrer, sagt uns die Dame im Visitor’s Center, wegen der Schafhirtehunde, die zur Zeit dort herumlaufen und die Herden bewachen. In vier Wochen, wenn sich die saftigen Wiesen in gelbe Halbwüste verwandelt haben und die Schafherden woanders hingezogen sind.
Was für eine Enttäuschung!!!
Wir entscheiden uns gegen die gefährlichen Hütehunde. Zu vielen aggressiven Hunden sind wir in den letzten vier Tagen schon ausgewichen oder davongefahren.

Also geht es schweren Herzens in eine andere Richtung, Richtung Norden dem ‚Grossen Kaukasus‘ entgegen.

Post-sozialistischer Charme – Ansichten aus der Stadt Dedoplistskaro
Unterwegs treffen wir auf viele Schafherden – wenn der Schäfer dabei ist, sind die Hunde friedlich.
Diese waren mit allen unterwegs, die ein Bauernhof zu bieten hat: Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde, Hunde, Esel
Im Hintergrund sieht man schon den Kaukasus und seinen bis zu 5000m hohen Bergen. Dahinter liegt die russische Republik Dagestan. Rechts liegt Aserbaijan.

Auf der Park4Night-App finden wir Jeff, der sich gerne mit Reisenden trifft. Jeff hat ein offenes Haus, trifft sich mit uns 30 Kilometer vor seinem Haus, um uns den Weg zu zeigen. Er beschäftigt seinen Nachbarn als Koch, damit der sich nicht tot säuft und beherbergt seit Monaten den Weltenbummler Norbert (grad 76 Jahre alt geworden).

Jeff läd uns zum Essen ein
Sein Freund Vitali, zweiter von re, hat gekocht, hinten sitzt Nobbi
Frühstück am nächsten Tag. Geschlafen haben wir oben im Balkonzimmer.

Auch vogelmäßig ist es ein Träumchen: morgens ein Pirol-Pärchen gesehen und abends eine Kolonie Bienenfresser. Was für ein aufregender und verrückter Tag!

Bienenfresser: vor Aufregung den Zoom vergessen.

Tatsächlich entscheiden wir uns noch einen Tag bei Jeff zu bleiben. Im Dreiländereck Georgien-Russland-Azerbaichan besuchen den Lagodekhi Nationalpark mit dem vermeintlich schönsten Wasserfall Georgiens. 16 km bei knapp 500 Höhenmetern. Und das alles bei bestem Wetter.

Die Bienenfresser sehen wir leider nicht nochmal. Abends genießen‘ wir Norbert’s Monologe und trinken Bier aus einer 2,5l Flasche. Es ist Vollmond.

Wie fast jeden Tag ist um 10 Uhr Abfahrt. Es geht immer am Fusse des Grossen Kaukasus entlang. Immer wieder zeigen sich die schneebedeckten Gipfel zwischen den grünen Hügeln. Es geht Richtung Westen.

Wir haben einen Campingplatz im Auge. Endlich zelten. Nach 80 Kilometern stehen wir vor einem Metalltor. Das Willkommen-Bier ist schon gekauft. Alles verschlossen und verrammelt. Niemand geht an den Türöffner oder ans Telefon. Es ist schon halb 5. Astrid würde am liebsten auf dem angrenzenden Stück versteckt das Zelt aufstellen. Rolf hat noch eine andere Adresse gefunden. In vier Kilometern Entfernung soll es einen weiteren einfachen Campingplatz geben. Wir radeln hin. Hundgebell empfängt uns. Zwei Hunde kommen uns fast vom Balkon entgegen gesprungen, drei kläffen am Zaun entlang. Wir öffnen erstmal ein Stück weiter das erste Bier. Die Gegend lädt zum Wildzelten ein. Kühe stehen rum und es ist sehr idyllisch. Wir versuchen ein weiteres Mal die Besitzer anzurufen. Endlich geht jemand ans Telefon: ‚Nein, wir sind heute nicht zu Hause. Aber ihr könnt gern auf unseren Platz. Es ist alles da und offen.‘ Nur, wie kommen wir an den Hunden vorbei, aufs Grundstück ?

‚Talk to the black dog‘

sagt ist die Empfehlung. Der schwarze Hund ist einer der fünf. Erst denken wir, es ist ein Witz. Dann nehmen wir allen Mut zusammen, sprechen zu den Hunden und öffnen das Metalltor. Der herrliche Platz ist unser. Die Hunde sind friedlich.

Den schwarzen haben wir nicht aufgenommen

Wir bauen das Zelt auf und bekommen eine warme Dusche. Die Vögel zwitschern und die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus leuchten im Alpenglühen. Es gibt Nudeln mit Tomatensosse. Was für ein Glück.

4 Kommentare

  1. Uiuiui, die Hundestory ist schon ˋne harte Nummer. Obwohl ,oder gerade weil ich Hundebesitzerin bin finde ich Euch sehr mutig. Aber war ja so, wie man Euch mitgeteilt hat
    LG Sabine

  2. Hallo Rolf und Astrid,

    Jaaa, was für ein Glück… aber wollten die Hunde nichts von eurem leckeren Essen abbekommen?

    Beide sehen eher unfreundlich aus, finde ich. Der weiße Hund hat unterschiedliche Augen, irritierend. Aber ich habe ja auch eher Angst vor Hunden.

    Die Landschaft sieht wahrlich postkartenreif aus. Herrlich.

    Zweieinhalbliterflaschen? Krass.

    Es grüßt euch Petra

  3. Hallo ihr Zwei,
    die Landschaft ist wunderschön. Die Schafe grasen friedlich, nur bei den Hunden hätten wir vermutlich kein Auge zugemacht.
    Schön, dass wir durch die Länder, in denen wir wahrscheinlich nicht hinkommen, durch eure Berichte und Bildern in Gedanken mitreisen können.
    Herzliche Grüße
    Heidi und Henner

  4. Für den Regentag hättet Ihr in Marburg eine grössere Auswahl gehabt. Wir sind bei Euch in der Sonne und in der Landschaft, soweit weg von uns und oft auch so fremd. Nicht nur in der Schrift sondern auch in der Geschichte. Aber dafür bekommen wir ja Eure Bilder und Berichte und schauen sie mit großer Freude an.
    Weiter so und Fred darf ab Samstag für 1 Woche an den Chiemsee und Tochter und Mutter können dann von Frau zu Frau reden und die Tage verbringen.

    Herzliche Grüße von uns.

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