Le Vélodyssee

Was für ein treffender Wortwitz! Eine wahre Odyssee. Die Einfahrt nach Frankreich, auf dem gleichnamigen Eurovelo 1, ist ein echter Pumptrack, eine Katastrophe, zum Fluchen. Das hält selbst die Ortliebtasche nicht aus und eine Halterung bricht. Die Franzosen haben es scheinbar nicht nötig ihre Fahrradwege instand zu halten. Die inländischen Touristen kommen jedes Jahr wieder und freuen sich, dass alles so ist, wie im letzten Jahr. So wie hier, ist es seit mindestens zwanzig Jahren. Da waren wir das erste Mal am Golf von Biskaya. Wir sind ein bisschen hin- und hergerissen zwischen Reisen und Urlaub. Denn es geht in der Hochsaison der Franzosen durch’s Urlaubsgebiet.

Hinter Biarritz werden die Radwege besser – aber auch öder. Seit drei Tagen und dreihundert Kilometern fahren wir flach und geradeaus, durch Kiefernwälder, Pinienwälder, Farnlandschaften. Mit uns radeln Familien mit Kindern, Tagestouristen. Die Küste ist einzigartig, endlos und naturbelassen. Aber am Strand können wir nicht fahren.

So fahren wir schnurgerade im Hinterland. Es gibt wenig, was das Auge erfreut. Das Aufregendste ist die Kurve, die uns in sieben Kilometern erwartet. (Das erinnert an das Musikstück „Organ²/ASLSP“ von John Cage, welches in Halberstadt aufgeführt wird. Da gibt es manchmal nur einen Tonwechsel pro Jahr, zu welchem extra Besucher anreisen https://www.harzlife.de/kurios/john-cage-projekt.html) .

Bikepacker kommen uns zu Hauf entgegen. Alle fahren sie nach Süden – nur wir fahren nach Norden.

Die Dune du Pilat fällt aus. Die Straßen und Radwege dahin sind gesperrt. Vor vier Wochen hat es hier gebrannt und noch immer schwelt die Glut im Boden.

Umrundung der Arcachonbucht

Vor Arcachon bekommt die Landschaft endlich wieder Charme. Wir fahren durch kleine Badeorte. Es ist spätsommerlich, die Sonne steht immer länger tief und bald fällt hier alles in den Dornröschenschlaf. Wenn der Radweg leerer wird, werden die Menschen wieder kommunikativer. Nach drei Wochen Hochsaison ist alles vorbei.
Wir fahren seit Wochen bei 25 bis 32 Grad, abgesehen von Ausreissern.

Bodysurfen an der unendlichen Atlantikküste
Auf dem Weg nach La Rochelle
Überfahrt über die Charente

Bis zu diesem Jahr wussten wir nicht, dass es Schwebebrücken überhaupt gibt. Und nun nutzen wir nach der in Bilbao schon wieder eine. Wir genießen unseren Aufenthalt in La Rochelle und auf der Ile de Ré.

Frühstück in La Rochelle
La Rochelle
La Rochelle
Ile de Ré. Die Stockrosen sind wie ein Markenzeichen.
Der Leuchtturm auf der Ile
und die Landschaft, dazwischen Salinen mit dem beliebten Fleur de Sél
Ile de Ré, alles ist beschaulich

Wir entscheiden, genug Küste, ab ins Hinterland und fahren die nächsten Tage auf dem Vélo Francette. Er geht von La Rochelle bis Ouisterham (Caen), verläuft im Land, an manchmal fast verlassenen, manchmal hübschen Dörfern vorbei, ist lückenlos beschildert und weitaus besser in Schuss als der Eurovelo 1. Wir finden Campingplätze, die nun außerhalb der kurzen französischen Hauptsaison noch offen haben und auf Radler eingestellt sind. Auf dem ersten in Coulon zahlen wir nichts. Dafür ist die Dusche kalt. Der zweite in Parthenay ist ein wirklicher Kandidat für die Top 10. Bei 40 Grad Lufttemperatur freuen wir uns über das Schwimmbad. Den Sturzregen und das Gewitter kurze Zeit später, geniessen wir im Zelt. Kochen um 22.00 Uhr bei kaltem Bier aus dem Kühlschrank und morgens eine Wäsche mit Trocknung vor der Abfahrt.

Partheney
Sommer ’22
Maisernte, trotz vertrockneter Pflanzen
Was hat der Kerl auf dem Radweg verloren ?
Irgendwo unterwegs
auch irgendwo
Die Loire ist fast ausgetrocknet

Von dem netten Camping in Rochelle sur Loire geht es wieder Richtung Atlantik. Wir haben einen kurzweiligen Abend mit Andy und seinem Kumpel, die von Nordengland aus übergesetzt sind. Sie fahren von Saint Malo bis Nizza und haben gerade Tag drei hinter sich. (Der ‚France en Velo‘ ist ihr Guide.) Lustige Reiseradler! 😊

2 Kommentare

  1. Hallo ihr Zwei,
    das ist wirklich ein Jammer, dass die Kamera die Grätsche gemacht hat und wir auf die schönen Fotos jetzt verzichten müssen. Die auf diesem Blog sind wieder sehr schön, besonders das eine, wo sich das Haus im See spiegelt und man muss schon genau hinsehen, wo das Ufer ist. Es sieht aus, als würde ein Hausboot auf einem See fahren.
    Wir wünschen euch noch weiterhin eine schöne Reise.
    Viele Grüße
    Heidi und Henner

  2. Hallöchen ihr zwei,

    Also diese Schwebebrücken sind wirklich etwas verrückt aber sie haben auch einen filigranen Touch. Sind das eigentlich leise Fortbewegungsmittel?

    Ich musste ersteinmal auf der Karte suchen, wo ihr eigentlich langgefahren seid.

    Wie schön, dass die Campingplätze noch geöffnet sind.

    Hält denn der Segelflicken auch den Gewitter Regen zuverlässig ab???

    Nun aber wirklich gute Nacht. Petra

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